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Und «ab die Post»!

KW39/2024 – Gewünscht waren Postkarten. Aber nicht nur aus Jux, sondern um das Projekt einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 

Aber wie?

Neben der Museumsvitrine als Sammelstelle von Artefakten aus dem Projektverlauf erobern wir mit weiteren Interventionen den physischen Raum. Konkret: Mit einer Auflage von 4’000 Stück und einem geplanten Postversand an über 2’500 Adressen treten wir in grossen Schritten in die Realität vieler Haushalte, Passant:innen oder Museumsbesucher:innen. Dieser Zielsetzung, Menschen auf diese Website zu locken, liegt ein solides Konzept zugrunde. Denn als erstes die Frage: Was drucken wir auf diese 4’000 Postkarten?

Erst das Konzept

Beim Dokumentieren dieses Projekts stossen wir immer wieder auf kuriose Situationen der Verwirrung, lustige Quotes oder skurile Momente, die uns zum Lachen bringen. Diese «Szenen» wollen wir konservieren – und damit gleich das Interesse einer unbeteiligten, aussenstehenden Zielgruppe auf uns lenken. Gedruckt werden also verschiedene Sujets mit prägnanten Botschaften, Zitaten und Kuriositäten aus dem Projektverlauf auf die Vorderseite. Auf der Rückseite findet ein kurzmöglichster Projektbeschrieb, ein Hinweis auf den bevorstehenden Workshop sowie über einen QR-Code die Anbindung ins Digitale.

Nun partizipativ «Interesse wecken»

Aber was genau wird gedruckt? Diese Frage stellt sich das Dokumentations-Team und gibt sie direkt ans Projektgremium weiter. Die Inhalte der Postkarten auf der Vorderseite sind Resultat unseres wöchentlichen «Check-In» worin wir unseren Projektbeteiligten die Frage stellten: «Mit welcher Frage, mit welchem Zitat aus dem Projektverlauf wecken wir Neugier bei Betrachter:innen von Postkarten»? Die Herausforderung beim Konzipieren der Botschaften besteht darin, dass diese ohne Begleitinformation funktionieren müssen. Da die Postkarten versendet oder an verschiedenen Orten (Museum, Universität, Pädagogische Hochschule, Nähgeschäften, etc.) kostenlos aufliegen werden, können wir nicht davon ausgehen, dass verbal weitere Informationen übermittelt werden können. Wir fahren deshalb die Strategie, über Witz oder Verwirrung auf der Rückseite der Postkarte dazu zu motivieren, die weiterführende «Geschichte» online einzusehen. Und es erreichet uns eine Vielzahl guter Ideen von den Projektbeteiligten – die besten 8 werden ausgewählt.

Auflösung online

Die Postkarte umgedreht, führt eine prägnante URL sowie ein QR Code auf diese Webseite. Hier können Besucher:innen tiefer in die Materie eintauchen oder sich für den Workshop am 16. November anmelden. Und auch die «Auflösung» der Botschaften erfolgt auf der Website:

«Mit Nadel, Code und Faden.»

«Mit Nadel, Code und Faden.»

Wir sind ein interdisziplinäres Team: Gewisse Beteiligte bringen Kompetenzen im Handsticken, andere im Programmieren von Stickmaschinen mit. Wir arbeiten also mit Nadel und Faden, schreiben aber auch Code, um Stickereien zu erstellen.

«Kreuzstich oder Code?»

«Kreuzstich oder Code?»

Wir vergleichen die zwei Techniken, Handsticken und maschinelles Sticken: Welche Designs lassen sich besser von Hand ausführen, welche mit der programmierbaren Stickmaschine? Und in welchem Fall macht welche Technik mehr Freude?

Stick-Hackathon, der

Stick-Hackathon, der

Der Vorteil eines interdisziplinären Projekts: Wir können uns in beiden Disziplinen nach spannenden Formaten umgucken. Zu unserem Stick-Hackathon inspirierten uns IT-Hackathons, bei denen (reine) Programmieraufgaben gelöst werden.

«Wie lange dauert eine Partie Stick-Ping-Pong?»

«Wie lange dauert eine Partie Stick-Ping-Pong?»

«Stick-Ping-Pong» geht so: Die Handstickerinnen und die Programmier:innen erarbeiten «im Ping-Pong» eine gemeinsame Stickarbeit. Eine Person beginnt, überbringt die Stickerei kommentarlos, die zweite Person stickt ausgehend vom Vorhandenen weiter, um den bestickten Stoff wieder zurückzugeben, usw. Nach einigen Runden haben wir uns gefragt: Wann endet eine solche Partie? Nicht mit einem:r Sieger:in, denn das ganze Team gewinnt – nämlich neue Erkenntnisse!

«Ich war mit 800 Stichen / Min. unterwegs»

«Ich war mit 800 Stichen / Min. unterwegs»

Die Geschwindigkeit ist einer der grossen Unterschiede beim Sticken von Hand oder mit der programmierbaren Stickmaschine. Eine Maschine vom Typ Brother Entrepreneur Pro X PR1055X bringt es locker auf 800 Stiche pro Minute.

«[Kreis-Abbildung]: repeat 360 (fd 1, rt 1)»

«[Kreis-Abbildung]: repeat 360 (fd 1, rt 1)»

Was so kryptisch daherkommt, ist der Code, um mit der Stickmaschine einen Kreis zu sticken.

«Kreuzstich: Mensch 1, Maschine 0»

«Kreuzstich: Mensch 1, Maschine 0»

Fun fact: Die Stickmaschine kann keinen Kreuzstich. Die Maschine stickt mit Ober- und Unterfaden, die jeweils auf ihrer Seite des Stoffes bleiben. So lässt sich kein klassischer Kreuzstich ausführen. Mit diesem Problem war der «Negev-Builder» konfrontiert; dort lösten wir das Problem, indem die Kreuze sternförmig erstellt werden.

«Stitch it to the limit!»

«Stitch it to the limit!»

Unser Motto  In unserem interdisziplinären Forschungsprojekt loten wir die Grenzen des Digitalen und des Analogen aus; was kann die Stickmaschine, was die Handstickerin gut; wo kommen sie an ihre Limiten? In diesem Bereich wird’s spannend!